100 Jahre Schützenhalle der Schützenbruderschaft Ostwig - Schützenbruderschaft Ostwig

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Zeit bis zum Schützenfest vom 14.06.2025 - 16.06.2025
St. Antonius
Schützenbruderschaft
1873 e.V. Ostwig
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100 Jahre Schützenhalle der Schützenbruderschaft Ostwig

Rund um die Schützenhalle
Schützenhalle Ostwig 1912 -2012
Wer  glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man  wird ja auch kein Auto wenn man in einer Garage steht.“ (Albert  Schweizer)
Wird man Schützenbruder, wenn man die Schützenhalle besucht?

Seit  der Gründung der Sankt Antonius Schützenbruderschaft Ostwig 1873 bis  1912 besaßen die Ostwiger Schützenbrüder keine Schützenhalle; die  Schützenfeste wurden in einem Lakenzelt auf „Ommes Wiese“ (Heikenfeld,  Hauptstraße) gefeiert. Auch in Zelten kann man zünftig feiern, die  Bayern und einige unserer Sauerländer Bruderschaften, die über kein  festes Gebäude verfügen, beweisen es alljährlich.
Der  Ort, das Gebäude, sei es Zelt oder Halle können also nicht so  entscheidend sein für eine intakte „Schützengesellschaft“, so hießen wir  damals noch.
Oder ist es etwas anderes, was den Reiz unserer mittlerweile 100jährigen „rüstigen alten Dame“ ausmacht?

Zurück zu den Anfängen, zu den alten Chroniken:
Die  Schützenfeste unterm Lakenzelt haben der ganzen Dorfgemeinschaft  besondere Festfreude bereitet. Schon das vorherige Aufziehen des  Zelttuches auf das Balkengerüst durch die Schützenbrüder waren auch für  die Kinder frohe Stunden, auf die sie sich Wochen vorher freuten. Beim  Ausrollen und Aufziehen des Zelttuches krochen und tummelten sich die  Kinder. Hieran sollen sich zum Spaß der Kinder auch Erwachsene beteiligt  haben. Es ist weiter bekannt, dass sich mehrere Jahre während des  Schützenfestes durch Regengüsse Wasserbeulen auf dem Lakenzelt bildeten,  die von starken Schützenbrüdern des Vorstandes mit schweren Holzstangen  abgestoßen wurden. Die draußen Unterstehenden bekamen dann eine kalte  Dusche, die mit unwilliger Freude aufgenommen wurde.
Schützenhalle um 1912
Nach  schwierigen Verhandlungen in den Jahren 1909/11 wurde das  Schützengrundstück gegenüber der alten Schule von Gerke-Nieder-Körling  zum Kaufpreis von M 1 600,- erworben. Als Eigentümerin ist die  Schützengesellschaft im Grundbuch beim Königlichen Amtsgericht in  Meschede am 8. Juli 1911 eingetragen worden.

Der Bau der Halle wurde in der  Generalversammlung am 3. September 1911 einstimmig beschlossen und der  Gesamtvorstand unter Schützenhauptmann Anton Knippschild mit weiteren 9  Schützenbrüdern als Baukomitee mit Vorbereitungen beauftragt.

Am 7. September 1911 vergab das Baukomitee die Arbeiten wie folgt:
  • Maurerarbeiten an Maurermeister Johann
    Liese, Alfert, zu 3% unter Kostenanschlag
  • Zimmerarbeiten an Zimmermeister
    Susewind, Olsberg, zum Preise von M 5.990,-
  • Dachdeckerarbeiten an Dachdeckermeister
    Einheuser, Eversberg,  zum Preise von M 2.040,-
  • Klempnerarbeiten an Klempnermeister
    Simon, Velmede,  zum Preise von M 125,-
  • Schreinerarbeiten an Schreinermeister
    Peter Busch, Ostwig,  zum Preise von M 1.195,-
  • Schlosserarbeiten an Schlossermeister
    Karl Brücher, Nuttlar,  zum Preise von M 970,-
  • Anstreicherarbeiten an Anstreichermeister
    Josef Klauke, Ostwig, zum Preise von M 575,-
Schützenhalle auf einer Ansichtkarte
lns  Inventar wurden dem Schreinermeister Ferdinand Gerke in der  Generalversammlung 19 Tische und 38 Bänke zur Anfertigung übertragen,  zum Preise von M 17,25 für 1 Tisch und 2 Bänke à 3 m lang. Die Anlage  der Wasserleitung übernahm am gleichen Tage Schützenbruder Lorenz  Friedhoff, die Bierleitung Schützenbruder Klempnermeister Hubert  Knippschild, hierselbst. Den Handwerkern wurde aufgegeben, die Arbeiten  bis 12. Juni 1912 fertig zu stellen.
Das erste Schützenfest in der  neuen Halle konnte um den Antonius-Tag, dem 13. Juni 1912, gefeiert  werden. Alsdann ging man an den inneren Hallenausbau mit Jugendheim,  welches den örtlichen Vereinen nach Bedarf zur Verfügung stand.
Schon  damals wurde wie beiläufig in einem Nebensatz erwähnt, dass Teile der  Schützenhalle den örtlichen Vereinen nach Bedarf zur Verfügung gestellt  wurden. Und so ist es bis heute geblieben.
Der berechtigte Stolz auf  unsere Schützenhalle, die Identifikation der Ostwiger mit diesem  Gebäude, hat sich über die Jahrzehnte manifestiert, die Ostwiger haben  die „Grand Dame“ in ihrem einzigartigem Fachwerkgewand lieb gewonnen.  Von Kindergartenkindern bis zu den Seniorengruppen, alle Altersschichten  nutzen das Gebäude bei unterschiedlichen Anlässen.
Es würde den  Rahmen dieses Berichts sprengen, auflisten zu wollen, wozu unsere  Schützenhalle im Laufe der Jahrzehnte alles gedient hat.
Vor dem  Krieg als Getreidelager des Kornhauses Bestwig, daher fand das letzte  Schützenfest vor dem Krieg (1939/ 17. – 19. Juni) zusätzlich noch in  einem Lakenzelt statt. Im Krieg bis 1945 war in der Schützenhalle ein  Wehrmachtslager vom Luftgaukommando Meschede untergebracht. Daher sollte  die gesamte Halle mit dem „kriegswichtigen“ Lagergut gesprengt werden.
Es  wurde aber von Ostwiger Schützenbrüdern erreicht, dass das gesamte  Lagergut vor der Schützenhalle unter Aufsicht verbrannt wurde, die  Schützenhalle wurde erhalten!!
Nach der Neugründung der St. Antonius  Schützenbruderschaft Ostwig 1873 e.V. am 22.02.1948 musste die fast  unbrauchbare Halle- so gut wie es in der Zeit möglich war - wieder in  Stand gesetzt werden, für das erste Schützenfest, 1949, bzw. für den  ersten Schützenball 1948 am 20. Juni.
Zehn Notwohnungen, so genannte  Behelfswohnungen, befanden sich damals in unserer Halle, für Evakuierte  und ausgebombte Familien. Der Kindergarten fand hier eine Bleibe. Der  Turnverein benutzte das so genannte Jugendheim als Turnboden.
Die  Pfarrkirche wurde renoviert – die hl. Messen fanden in der Schützenhalle  statt; der Bogen der Nutzung ist weit gespannt bis zur Messfeier nach  der gemeinsamen Fronleichnamsprozession von Ostwigern und Nuttlarern  2011.
Das hätte sich die „alte Dame“ nie träumen lassen, zu viel ist  unter ihrem Dach über unsere Nachbarn aus Nuttlar hergezogen worden.
Legendäre Karnevalsfeiern in den 50er Jahren hat sie erlebt; Assmanns Helmut als phänomenaler Präsident!
Ostwig, das „singende Dorf“, hat sie beherbergt, 140! Sänger führten Operetten (Das weiße Rössel) und Straußwalzer auf.
Es  gab so jemanden wie heute den André Rieu der frühen 60er Jahre; Ernst  Hoffmann (Nuttlar) der Dirigent der Concordia Ostwig. Die letzte  Aufführung dieser Art wurde unter dem Titel „Aus der guten alten Zeit“  inszeniert. Augustinus Nieder als „Bin nur ein Jonny“, Karl Gödde als  singender „Dr. Eisenbart“, Margret Dünnebacke mit dem  Operetten-Wolgalied wurden umjubelt.
Frauenkarneval,  Kindergarten-Entlassfeier, Kindergarten-Sommerfest, die Caritas, die  Katholische Frauengemeinschaft, man kann nicht alle Gäste in unserer  Halle aufzählen, aber dieser unvollständige Querschnitt zeigt  überdeutlich, die Schützenhalle erfüllt mannigfaltige Wünsche – sie ist  nicht nur – aber auch – für drei Tage Schützenfest erbaut worden.
Sie  ist ein Begegnungszentrum, ein Ort der Kommunikation für unser Dorf,  daher auch der Ausbau der Bürgerstube 1973 und in den letzten Jahren bis  2011.
Gerade die Erweiterung um die Garderobe und die Bürgerstube im  Jahre 1972 unter der architektonischen Leitung von Ferdi Gerke fügt  sich lobenswert in das altfachwerkliche Gesamtkonzept ein.
Wenn auch  unsere Geschäftsführer und alle Verantwortlichen unter der finanziellen  Last und der nie enden wollenden Arbeit und Restauration, die ein altes  Gebäude nun mal mit sich bringt, oft stöhnen (Frauen in gesetztem Alter  sollen ja auch tiefer ins Schminktöpfchen greifen müssen), wir alle tun  es gerne, wir sind stolz auf unsere Halle! Ein Kleinod im Sauerland.
Wir werden unsere tolle alte Dame auch in ihrem nächsten Jahrhundert hegen und pflegen.

Dr. P.H. Liese
1. Brudermeister St. Antonius Schützenbruderschaft Ostwig 1873 e.V.

© St. Antonius Schützenbruderschaft 1873 e.V. Ostwig
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